Forscher der Yale School of Medicine in New Haven und der Icahn School of Medicine in New York haben jetzt bei 99 Long-COVID-Patienten und 106 Kontrollen (Gesunde sowie geimpfte und ungeimpfte SARS-CoV-2 Infizierte ohne Long COVID) ausführliche immunologische Tests durchgeführt.
Zu den auffälligen Befunden gehörte ein niedriger Cortisol-Spiegel. Die Serumkonzentration war bei den Long-COVID-Patienten nur etwa halb so hoch wie bei den Kontrollen. Niedrige Cortisolwerte werden laut der Immunologin Akiko Iwasaki von der Yale Universität auch bei Menschen mit chronischem Fatigue-Syndrom (CFS) gefunden, das auch als Myalgische Enzephalomyelitis (ME) bezeichnet wird und Ähnlichkeiten mit Long COVID hat.
Eine weitere Auffälligkeit war der Nachweis von Antikörpern gegen Herpesviren wie dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Die Seroprävalenz war zwar nicht höher als in den Kontrollgruppen. Sie lag bei weit über 90 %, weil die meisten Menschen sich in der Kindheit mit EBV infizieren.
Da die Herpesviren ihre Gene permanent in den Zellen ablegen, kommt es zu einer lebenslangen Infektion. Bestimmte Trigger können die Viren reaktivieren. Bei den Long-COVID-Patienten wurden häufiger Antikörper gegen EBV-Antigene gefunden, die auf einen solchen Ausbruch der EBV-Infektion hindeuten.
Eine andere Vermutung konnten die Forscher nicht bestätigen. Bei Patienten mit aktiver COVID-19-Erkrankung waren Autoantikörper gefunden worden, was auf die Gefahr einer Autoimmunerkrankung hindeutete. Bei den Long-COVID-Patienten fehlten diese Autoantikörper jedoch weitgehend. (Ärzteblatt 08/2022)